Spanferkel, Streichelzoo & das Trio
Blick zurück nach Oberfranken. Hof. Fix und fertig nach einer mehr als nervigen Fahrt von Berlin runter. Regen, Stau,
Tankreservenroulette. Irgendwie kippt aber doch immer der Schalter um sobald die Show beginnt. Gut gewesen, Schlaf aber auch nötig. Dringend. Dann Burgkunstadt,
Zum Rösla.
Bilderbuchstädtchen in Oberfranken und auf dieser Tour vielleicht der
schönste der Auftritte den ich dort bisher gespielt habe. Irgendwas
erinnerungswürdiges ist dort aber auch jedes mal. Kann man sich drauf
verlassen. Ob das der junge Tontechniker ist der mitten im Soundcheck
blass wird und nach hinten umkippt, der örtliche Schäfer der beim
Einladen fluchend vorbei trottet und schimpft das der Bock den er
gekauft hat offenbar schwul ist oder eben in diesem Jahr die unverhoffte
Anlieferung von größeren Mengen
Spanferkelbraten des lokalen Metzgers. Hat wer bestellt und dann nicht abgeholt. Muss
jetzt eben gegessen werden. So einfach ist das. Dazu verlässlich
exquisite Musikauswahl vom Wirt. Ideale Voraussetzung abzuhängen bis zum
Ende. Wären da nicht die kleinen Überraschungen. Erhalte am Abend eine
SMS vom
Hafen 2 in Offenbach mit der
Info "Soundcheck morgen ist 12.30 - 13.30. Wir haben da diese Buchmesse-Veranstaltung am Nachmittag und der Gig sollte direkt danach um 18.00 Uhr beginnen.
" Also Essig mit ausschlafen, in Ruhe frühstücken und entspannt nach Offenbach fahren.
Überraschenderweise
hinbekommen. 7.00 Uhr aufstehen nicht unbedingt meine stärkste
Disziplin. Offenbach dann jedoch bezaubernd. Hatte vor hundert Jahren im
alten Hafen 2 gespielt, der neue ein post-industrielles Märchenland.
Das Gelände begrüßt mich mit einem freudig aufgeregt hin und her
zuckelnden Kohlebagger nebenan, dem Frachtschiff Isabel (
sic!)
das eben vorbei schippert, Möwen und Reihern. Den Streichelzoo hab ich
da noch gar nicht gesehen. Übernachtung in Zirkuswohnwägen im
Industriehafen von Offenbach am Meer.
Très charmant. Kurz vor dem Auftritt erfahre ich das auf
HR2 offenbar das neue Album gelaufen ist, mit Hinweis aufs Konzert. Finnen da und - natürlich - die Mädels von
SISU-Radio, der finnischen Sendung auf Radio X. Zumindest glaub ich das der Frankfurter offene Kanal so heißt
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drauf Karlsruhe. Nicht weit zu fahren, gut geschlafen, die alljährliche
Tour-Erkältung nimmt an Fahrt auf. Wie schon beim letzten
Wohnzimmerkonzert dort ein spezieller Abend, aber dazu liest man denke ich am besten
Gudruns Konzertbericht.
Die Fahrt nach Trier am 20.10. zwar ein Traum (Pfälzer Wald und rüber nach Trier), Vorfreude groß mit
Annabeth McNamara
den Abend zu teilen und vor allem mal wieder Marco vom Brunnenhof zu
treffen, die Stimme dank Erkältung mittlerweile allerdings
besorgniserregend lädiert. Apothekenkonsultation führt nur zu dem
freundlichen
Tip "Ich empfehle Sie lassen heute am besten singen
...".
Es geht dann dank massivem Einsatz von Emser Salz überraschend gut und die
"Light Enough To Travel" Version mit
Annabeth
am Banjo ist dann auch tatsächlich noch ein persönlicher Glücksmoment.
Kein langes Nachfeiern wie bei den letzten Konzerten diesmal. Ab ins
Hotel und einfach freuen das der kommende Tag
off ist. Colmar. Dringend nötiger Ruhetag bei Ingwer-Zitronen-Sud und zum Ausklang einem Schluck Elsässer
Pinot Gris. Wieder dazu gelernt. Neun Shows am Stück mit all den Begleitumständen des Alleinreisens sind offenbar das Limit.
Zu Freiburg bitte ich doch um kurze Rückbesinnung auf
Tourblog Episode 3...
26.10.2015,
Fürth. Zwei wunderbare Schweiz Shows in Zürich und Thun gespielt,
unbehelligt vom Schweizer Zoll das Land verlassen und in Lindau bei
schönstem Herbstsonnenschein angekommen. Sofort zuhause gefühlt im
Cafe Collodium.
Wieder ein ganz anderes Publikum. Matinee, Beginn 14.30 Uhr. Nicht
wirklich meine Zeit aber wieder gut gewesen. In der Folge mit Markus dem
Betreiber bis spät in die Nacht geredet und geredet. So darf das sein.
Dafür am Montag völlig im Eimer gewesen.
Off-Tag in Fürth. Die Erkältung mittlerweile etabliert. Logistik-Kram für den kommenden Abschnitt erledigt, Waschsalon und
Saitenkauf. Nachpressung nicht angekommen. Schlecht.
Isi wird wohl auch nicht die
Dates in Bayreuth, Prag und Wien spielen, ganz schlecht. Dafür stehen die einzigen zwei Shows in Trio-Besetzung an.
Bin neugierig.
27.10.2015, Bayreuth. Das Trio rockt. Wer hätte das von einem
Mäkkelä-Konzert erwartet? Schweißtreibender Abend im Forum
Phoinix,
besser hätte es nicht laufen können. Premieren-Auftritt mit diesem
Programm in dieser Besetzung, volles Haus, begeistertes Publikum. Das
Ding rollt. Die Stimme pendelt sich nach und nach irgendwo zwischen Tom
Waits, Roger
Chapman und Nebelkrähe ein. Kann gut sein, muss es aber nicht. Vor allem macht es die ganze Angelegenheit eines, nämlich anstrengend
28.10.2015, Prag. Blick von
Letná über das abendliche Prag kurz vorm Soundcheck. Adrenalin-Hoch im
Nudny Otec, euphorischer Ausklang in einem von
Letnás Wasserlöchern.
Bloody Mary, Tee mit
Slivo für die Stimme. Wie viel höher geht das noch? Am Donnerstag Vormittag dann Abschied von den Jungs,
herbstgraue Fahrt Richtung Wien via
Brno.
Weinberge, Weinberge, Weinberge auf der österreichischen Seite. Der
Abend hallt lange nach. Die Tour-Realität mit Parkplatzproblemen in
Großstädten holt mich in der
Josefsstadt ein aber das ist gerade jetzt einfach nicht wichtig, spielt keine Rolle. Zeit sich zu sammeln.
30.10.2015, Wien. Die Tour gleitet oder treibt vor sich hin und ich mit ihr. Irgendwas ist mit diesem Wien. Jedes mal. Ich kann
's
nicht benennen, aber es ist nur hier so. Vielleicht deshalb fühlt sich
der gestrige Auftritt wie das Auslaufen nach einem guten Sprint an.
Schweiz und Lindau ein echtes
High, Bayreuth und Prag in der Trio-Besetzung mit den
Goho Hobos Kollegen Andy Conrad an Akkordeon und Banjo sowie Patrick
Reichmann am
Hobo-Drumkit quasi ein Ritt auf einer Welle die ihren Peak in Prag erreicht. Dort noch gekrönt vom Gastauftritt von
Pavel Cingl,
Violine. Es sind diese Momente in denen einfach alles funktioniert, man
nichts wirklich falsch machen kann, wegen denen man das alles auf sich
nimmt, Momente die fast jedes Opfer wert sind. Es folgt dann auch einer
eigenen Logik das Wien anders ist, anders sein muss. Trotz der sehr
überschaubaren Zuhörerschaft kein Absturz in die Realität sondern eher
ein sanftes Hinabgleiten in fast sakraler Atmosphäre. Die einleitenden
Worte von
Reverend
Dominik vom Verein 08 mehr als passend dazu. Eine eigenartige, kleine
Andacht im Herzen des achten Bezirks, an einem trüben Herbst-Donnerstag.
Gelungenes Ende einer Phase, perfekter Start in die nächste. Es stehen
an: drei
Dates in der
Slovakei mit meinem
Tour-Buddy, dem finnischen
Folkpunk Unikum
Ozzmond. Neuland.
Für das Roadtracks Magazin
geschrieben, findest Du bis Dezember 2015 in diesem Blog Nachrichten,
Wasserstandsmeldungen, Befindlichkeitsnachweise und vermutlich auch den
einen oder anderen Link aus der etwas unkalkulierbaren "On
Tour"-Parallelwelt von Mäkkelä's Tour zu seinem am 4. September
veröffentlichten Album "Last Of A Dying Breed". Alle kommenden Konzerttermine auf maekkelae.com.