Samstag, 26. Dezember 2015

Homeland? What homeland?

I've never been the kind of person to be proud of my country. Not because I thought it'd be pathetic, simply because it just never crossed my mind. Apart from that it's still difficult to tell which of both it is. Finland? Germany? What has changed significantly though is to what extent I'm ashamed of it. Surprisingly it doesn't make much difference these days. Both being home for way too many people sporting an attitude of narrow-mindedness, homophobia, xenophobia or worse. Still the number of good people not sharing this kind of attitude is fortunately big enough to make it worth staying. Or at least I still want to believe this. For both countries. Still I do strongly believe that most of the people I met in countries I've been performing in are welcoming, warm hearted and open-minded human beings. Those were the people I had the luck to meet all over Europe, those are the ones who keep up my belief that borders are meaningless boundaries, invisible lines drawn by politicians with a helping hand from multinational corporations to control people and make them believe what's on the other side is a thread, the source of all evil. All those people I've been fortunate enough to run into, no matter if from Prague, Vienna, Munich, Zilina, Ferrara, Figueres, Lille, Huddersfield, Helsinki, Zurich or Krakow, are the ones I do believe in. Random encounters becoming friends or even close friends. People I hope to be the ones to make this continent one worth living in. There's a lot of them out there and their number is growing. Let's pray this may just be the start of it.

Martti Mäkkelä, 26/12/2015

Samstag, 12. Dezember 2015

Last Of A Dying Breed. Tourblog 2015. Episode 7. Das Ende.

Von Barcelona nach Norden. Letzter Eintrag.


Figueres. Wird das Café Royal noch da sein? Ein seit Generationen von einer Familie betriebenes Café an der Rambla. Dali und Bunuel waren hier schon gesessen und haben sich über andalusische Hunde ausgetauscht. Sagt man. Bereits vor drei Jahren hieß es das Gebäude würde abgerissen, offenbar haben wir doch noch eine Chance erhalten bei Pep ein Estrella zu ordern. Überschaubare Menge dann beim Auftritt zwei Ecken weiter. Tolles Publikum dennoch. Am Ende wird es noch wild. Ein ziemlich durchgerockter Typ kreuzt nach unserer Show auf. Packt seine Gitarre aus, spielt. Rumba, Flamenco, you name it. Hot Gypsy Stuff. Wir steigen ein. Mit Bouzouki und Gitarre. Mädchen fangen an zu tanzen, steuern Handclap-Percussion bei. Ich bin wieder mittendrin. In dieser fiebrigen, surrealen Atmosphären-Suppe, schwimme in einem bizarren Traum. Ein geisterhafter Abend. Ricard, der stoische Barmann, die Handclaps, die Gesten der Tanzenden, der heisere, von ganz tief unten herausbrechende Gesang des alten Roma, sein zerfurchtes Gesicht. Wortfetzen, Halbsätze, "You must not go! You stay! Play!!!". Uns wird angeboten nächstes Jahr im Knast von Figueres zu spielen.

Girona, Café Llibreria Context. Gepackt voll. Ganz anders als vergangenes Jahr. Es läuft. Es läuft gut. Tags darauf nochmal besser. Sant Feliu de Guixols. Vielleicht der gelungenste Auftritt der diesjährigen Shows in Katalonien. Und das in einer der schönsten Städte in die es mich auf dieser Tour geschwemmt hat.
Warum hat uns eigentlich bislang noch keiner hier her geschickt oder gesagt das es dieses Nest gibt? Es hätte nicht schöner sein können. Vor dem Soundcheck noch das 4:0 von Barca gegen Real gesehen, dann auf einer der schönsten Bühnen der Tour, bei perfektem Sound vor einem super-interessierten Publikum die Ideallinie gefunden. Momente die bleiben.

Barcelona wird der angemessene Abschluss dieses Tourabschnitts mit Grae J Wall. Erwarten nichts bekommen viel. Das Gipsy Lou im Raval überraschend gut besucht. Sehr gut. Das Programm läuft hervorragend und wir verdienen tatsächlich Geld an diesem Abend. Nicht selbstverständlich für Bar Gigs in dieser Stadt.

Wir packen die Instrumente zurück ins Hotel an der Rambla und ziehen nochmal los, auf einen Absacker in die London Bar. Während wir einen Drink nehmen kommt zufällig ein Pärchen rein die unseren Auftritt im Gipsy Lou gesehen haben, bedanken sich nochmal. Der junge Barmann wird hellhörig. "You musicians? You have to play here!". Gerne. Nächstes Jahr. Es stellt sich heraus der Typ ist absoluter Townes van Zandt und Steve Earl Fan. Country/Songwriter Stoff generell. Plötzlich sind zwei Gitarren da. Plötzlich entpuppt sich der Kumpel des Barmanns als sensationell guter Gitarrist. Plötzlich endet der Abend in einer intimen Session. Townes van Zandt, Woody Guthrie, Steve Earle. Anglo-catalanisch-finnische Bruderschaft. Die Getränke gehen auf's Haus. Es wird spät.

London Bar, Barcelona.

Wieder allein unterwegs. Nach Stops in Montpellier und Lyon spiele ich Basel an einem Mittwoch. Charmant. Gute Menschen, wenig Publikum. Genieße es trotzdem.
Fahre in 10 Stunden von da nach Dunkerque. Straßensperren in Frankreich. Wir sind im Krieg. Es macht mich wütend ein ungutes Gefühl haben zu müssen weil da zehn Typen mit automatischen Waffen stehen, einige davon maskiert. Was ist hier eigentlich los?

England. Es ist ende November, das Wetter erstaunlich trocken hier und Southampton ein guter Einstieg. Auftritt im Mettricks mit Bar:Ton und Hermione Pepper. Ersterer mit einem Psych-Folk Instrumental-Set auf dem Mandocello, letztere mit sphärischem Goth-Folk. Gesang und Autoharp. Eigenwillige Geschichte, nicht ganz meine Tasse Tee, aber gut gemacht. Sitze nach dem Auftritt noch lange mit Richard aka. Bar:ton und seiner Freundin zuhause. Tourgeschichten austauschen, Tee trinken.
Auf der Fahrt nach St Albans, tags darauf, habe ich es dann wieder. Dieses Gefühl das mich trotz aller Widrigkeiten die dieses Land für Acts wie mich mit sich bringt, immer wieder hierher zieht Es ist vielleicht eine der größten Herausforderungen für einen Solo-Performer in Europa. Vielleicht noch etwas mehr für einen nicht Native Speaker. Dir bleibt nichts anderes übrig als gut zu sein, und wenn Du es bist, wird es respektiert. Auch wenn es jenseits des Mainstream ist, auch wenn es vielleicht etwas eigenwillig ist, man hört Dir auf jeden Fall zu, Du bekommst Deine Chance. Das die Bezahlung in der Regel katastrophal ist soll mal nicht verschwiegen werden. Ruppiges Land mit einer einzigartigen (Pop-)Musik Kultur.
Der Auftritt im Trestle Arts Base dann ein echtes Highlight. Vier Acts, fetter Sound, gut besucht. Hi-energy Auftritt. Pures Glück. Noch unter dem Eindruck des Abends beschließe ich am folgenden Tag noch spontan einige Songs im Blue Angel Acoustic Cafe zu spielen, einem seit 18 Jahren laufenden Open Mic Abend in St Albans, humorvoll und kompetent gehostet von Bill und Perry. Das stürmische Wetter treibt eine bunte Mischung aus Spinnern und Normalos in das Pub. Ich liebe das hier. Einige Acts völlig daneben, einige absolut großartig. Jeder kriegt seine Chance und jedem wird zugehört. Aufmerksam. Respektvoll. Für mich wird es anschließend Zeit Schlaf nachzuholen. Möglichst viel davon.

Ein guter Moment dies hier als den letzten Blog-Eintrag stehen zu lassen. Vor mir liegen noch vier UK Dates, einer in Lille und vier Shows in Deutschland. Letztere dann doch noch erfreulicherweise mit Isi Rössler und - auf den freu ich mich besonders - einer zusammen mit Geoff Berner in Dachau. Ich hoffe wir sehen uns dort. Irgendwo. Irgendwann. Sollte jemand diesen Blog hier verfolgt haben - Danke. Die Reise war lang dieses mal und sie ist noch nicht zu Ende. Es wird daher sicher immer wieder mal was neues hier, auf FB oder der Mäkkelä Seite geben. Wer möchte kann gerne ab und an mal vorbeisehen. Ein spezielles Dankeschön an das Roadtrack Magazin an dieser Stelle.





St Albans, 01.12.2015
Martti Mäkkelä


Für das Roadtracks Magazin geschrieben, findest Du bis Dezember 2015 in diesem Blog Nachrichten, Wasserstandsmeldungen, Befindlichkeitsnachweise und vermutlich auch den einen oder anderen Link aus der etwas unkalkulierbaren "On Tour"-Parallelwelt von Mäkkelä's Tour zu seinem am 4. September veröffentlichten Album "Last Of A Dying Breed". Alle kommenden Konzerttermine auf maekkelae.com.