Donnerstag, 5. November 2015

Last Of A Dying Breed. Tourblog 2015. Episode 4

Spanferkel, Streichelzoo & das Trio


Blick zurück nach Oberfranken. Hof. Fix und fertig nach einer mehr als nervigen Fahrt von Berlin runter. Regen, Stau, Tankreservenroulette. Irgendwie kippt aber doch immer der Schalter um sobald die Show beginnt. Gut gewesen, Schlaf aber auch nötig. Dringend. Dann Burgkunstadt, Zum Rösla. Bilderbuchstädtchen in Oberfranken und auf dieser Tour vielleicht der schönste der Auftritte den ich dort bisher gespielt habe. Irgendwas erinnerungswürdiges ist dort aber auch jedes mal. Kann man sich drauf verlassen. Ob das der junge Tontechniker ist der mitten im Soundcheck blass wird und nach hinten umkippt, der örtliche Schäfer der beim Einladen fluchend vorbei trottet und schimpft das der Bock den er gekauft hat offenbar schwul ist oder eben in diesem Jahr die unverhoffte Anlieferung von größeren Mengen Spanferkelbraten des lokalen Metzgers. Hat wer bestellt und dann nicht abgeholt. Muss jetzt eben gegessen werden. So einfach ist das. Dazu verlässlich exquisite Musikauswahl vom Wirt. Ideale Voraussetzung abzuhängen bis zum Ende. Wären da nicht die kleinen Überraschungen. Erhalte am Abend eine SMS vom Hafen 2 in Offenbach mit der Info "Soundcheck morgen ist 12.30 - 13.30. Wir haben da diese Buchmesse-Veranstaltung am Nachmittag und der Gig sollte direkt danach um 18.00 Uhr beginnen." Also Essig mit ausschlafen, in Ruhe frühstücken und entspannt nach Offenbach fahren.

Überraschenderweise hinbekommen. 7.00 Uhr aufstehen nicht unbedingt meine stärkste Disziplin. Offenbach dann jedoch bezaubernd. Hatte vor hundert Jahren im alten Hafen 2 gespielt, der neue ein post-industrielles Märchenland. Das Gelände begrüßt mich mit einem freudig aufgeregt hin und her zuckelnden Kohlebagger nebenan, dem Frachtschiff Isabel (sic!) das eben vorbei schippert, Möwen und Reihern. Den Streichelzoo hab ich da noch gar nicht gesehen. Übernachtung in Zirkuswohnwägen im Industriehafen von Offenbach am Meer. Très charmant. Kurz vor dem Auftritt erfahre ich das auf HR2 offenbar das neue Album gelaufen ist, mit Hinweis aufs Konzert. Finnen da und - natürlich - die Mädels von SISU-Radio, der finnischen Sendung auf Radio X. Zumindest glaub ich das der Frankfurter offene Kanal so heißt
Tags drauf Karlsruhe. Nicht weit zu fahren, gut geschlafen, die alljährliche Tour-Erkältung nimmt an Fahrt auf. Wie schon beim letzten Wohnzimmerkonzert dort ein spezieller Abend, aber dazu liest man denke ich am besten Gudruns Konzertbericht.
Die Fahrt nach Trier am 20.10. zwar ein Traum (Pfälzer Wald und rüber nach Trier), Vorfreude groß mit Annabeth McNamara den Abend zu teilen und vor allem mal wieder Marco vom Brunnenhof zu treffen, die Stimme dank Erkältung mittlerweile allerdings besorgniserregend lädiert. Apothekenkonsultation führt nur zu dem freundlichen Tip "Ich empfehle Sie lassen heute am besten singen...".
Es geht dann dank massivem Einsatz von Emser Salz überraschend gut und die "Light Enough To Travel" Version mit Annabeth am Banjo ist dann auch tatsächlich noch ein persönlicher Glücksmoment. Kein langes Nachfeiern wie bei den letzten Konzerten diesmal. Ab ins Hotel und einfach freuen das der kommende Tag off ist. Colmar. Dringend nötiger Ruhetag bei Ingwer-Zitronen-Sud und zum Ausklang einem Schluck Elsässer Pinot Gris. Wieder dazu gelernt. Neun Shows am Stück mit all den Begleitumständen des Alleinreisens sind offenbar das Limit.

Zu Freiburg bitte ich doch um kurze Rückbesinnung auf Tourblog Episode 3...

26.10.2015, Fürth. Zwei wunderbare Schweiz Shows in Zürich und Thun gespielt, unbehelligt vom Schweizer Zoll das Land verlassen und in Lindau bei schönstem Herbstsonnenschein angekommen. Sofort zuhause gefühlt im Cafe Collodium. Wieder ein ganz anderes Publikum. Matinee, Beginn 14.30 Uhr. Nicht wirklich meine Zeit aber wieder gut gewesen. In der Folge mit Markus dem Betreiber bis spät in die Nacht geredet und geredet. So darf das sein. Dafür am Montag völlig im Eimer gewesen. Off-Tag in Fürth. Die Erkältung mittlerweile etabliert. Logistik-Kram für den kommenden Abschnitt erledigt, Waschsalon und Saitenkauf. Nachpressung nicht angekommen. Schlecht. Isi wird wohl auch nicht die Dates in Bayreuth, Prag und Wien spielen, ganz schlecht. Dafür stehen die einzigen zwei Shows in Trio-Besetzung an. Bin neugierig.

27.10.2015, Bayreuth. Das Trio rockt. Wer hätte das von einem Mäkkelä-Konzert erwartet? Schweißtreibender Abend im Forum Phoinix, besser hätte es nicht laufen können. Premieren-Auftritt mit diesem Programm in dieser Besetzung, volles Haus, begeistertes Publikum. Das Ding rollt. Die Stimme pendelt sich nach und nach irgendwo zwischen Tom Waits, Roger Chapman und Nebelkrähe ein. Kann gut sein, muss es aber nicht. Vor allem macht es die ganze Angelegenheit eines, nämlich anstrengend

28.10.2015, Prag. Blick von Letná über das abendliche Prag kurz vorm Soundcheck. Adrenalin-Hoch im Nudny Otec, euphorischer Ausklang in einem von Letnás Wasserlöchern. Bloody Mary, Tee mit Slivo für die Stimme. Wie viel höher geht das noch? Am Donnerstag Vormittag dann Abschied von den Jungs, herbstgraue Fahrt Richtung Wien via Brno. Weinberge, Weinberge, Weinberge auf der österreichischen Seite. Der Abend hallt lange nach. Die Tour-Realität mit Parkplatzproblemen in Großstädten holt mich in der Josefsstadt ein aber das ist gerade jetzt einfach nicht wichtig, spielt keine Rolle. Zeit sich zu sammeln.

30.10.2015, Wien. Die Tour gleitet oder treibt vor sich hin und ich mit ihr. Irgendwas ist mit diesem Wien. Jedes mal. Ich kann's nicht benennen, aber es ist nur hier so. Vielleicht deshalb fühlt sich der gestrige Auftritt wie das Auslaufen nach einem guten Sprint an. Schweiz und Lindau ein echtes High, Bayreuth und Prag in der Trio-Besetzung mit den Goho Hobos Kollegen Andy Conrad an Akkordeon und Banjo sowie Patrick Reichmann am Hobo-Drumkit quasi ein Ritt auf einer Welle die ihren Peak in Prag erreicht. Dort noch gekrönt vom Gastauftritt von Pavel Cingl, Violine. Es sind diese Momente in denen einfach alles funktioniert, man nichts wirklich falsch machen kann, wegen denen man das alles auf sich nimmt, Momente die fast jedes Opfer wert sind. Es folgt dann auch einer eigenen Logik das Wien anders ist, anders sein muss. Trotz der sehr überschaubaren Zuhörerschaft kein Absturz in die Realität sondern eher ein sanftes Hinabgleiten in fast sakraler Atmosphäre. Die einleitenden Worte von Reverend Dominik vom Verein 08 mehr als passend dazu. Eine eigenartige, kleine Andacht im Herzen des achten Bezirks, an einem trüben Herbst-Donnerstag. Gelungenes Ende einer Phase, perfekter Start in die nächste. Es stehen an: drei Dates in der Slovakei mit meinem Tour-Buddy, dem finnischen Folkpunk Unikum Ozzmond. Neuland.

Für das Roadtracks Magazin geschrieben, findest Du bis Dezember 2015 in diesem Blog Nachrichten, Wasserstandsmeldungen, Befindlichkeitsnachweise und vermutlich auch den einen oder anderen Link aus der etwas unkalkulierbaren "On Tour"-Parallelwelt von Mäkkelä's Tour zu seinem am 4. September veröffentlichten Album "Last Of A Dying Breed". Alle kommenden Konzerttermine auf maekkelae.com.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen