Dienstag, 17. November 2015

Last Of A Dying Breed. Tourblog 2015. Episode 5

Skatefolk & Bierkasten Venues


Meister Ozzmond in Wien eingesammelt, kurze Wien-Runde gedreht - Cafe Savoy, Naschmarkt - Fahrzeug gepackt und auf die Piste. Bei bestem Tourwetter die Möglichkeit genutzt sowohl eine qualitativ hochwertige Rush-Hour um Bratislava als auch den beeindruckend trostlosen Plattenbaugürtel der Stadt bei besten Lichtverhältnissen zu genießen Erreichen Banska Bystrica im Dunkeln und können nur erahnen das wir uns in offenbar ziemlich hügeliger Region befinden. Der Cult Club erweist sich als großräumiger Pub, unsere Veranstalter als ausgesprochen herzlich. Wir könnten uns allerdings, wie sich zeigt, auch durchaus in Finnland befinden. Das Veranstaltungsplakat hat ein Typ in Joensuu entworfen, mit Eveliina ist eine junge Finnin im Publikum und somit wird kreuz und quer finnisch, slowakisch und englisch parliert. Kann mich nach dem Auftritt bei dem diesmal eindeutig die folk-punkige Seite im Vordergrund steht, mit fadenscheinigen Ausflüchten um die lokale Schnapsspezialität Borovicka drücken. Ich wurde gewarnt. Um einen Absacker im örtlichen Nachtclub kommen wir zwar nicht herum, glücklicherweise ist unsere Begleiteskorte bereits ausreichend bedient. Nett. Sehr nett.

Gastgeber Michal führt uns den Vormittag über durch die Stadt, die bei Tageslicht tatsächlich sehenswert ist. Andere Welt hier und das obwohl wir uns noch relativ westlich befinden. Das große Ding hier ist heute Allerheiligen. Der Friedhof (diese Tour hat eindeutig etwas Morbides) bei Kaiserwetter bestens besucht. Die Laubwälder der tatsächlich sehr hügeligen Bergbauregion explodieren in herbstlichen Farben. Visueller Flash. Wir laden ein und brechen auf nach Zilina. Nordslowakei Es zieht sich. Nicht zuletzt aufgrund der gutgemeinten Warnung von Michal: unbedingt an die Speedlimits halten. Polizei steht hier an jeder Ecke und die Strafen werden gerade bei ausländischen Nummernschildern gerne mal etwas freier interpretiert. In der Regel eher großzügig nach oben ausgelegt.

Stanica heißt der Club in Zilina und wirkt erst mal vor allem ziemlich bizarr. Wir fahren durch ein Industriegebiet, eine Plattenbausiedlung. Dann, unter einer Autobahnbrücke, ein Vorstadtbahnhof. Der Club. Bahnsteig, Fahrkartenautomat. Das Stationsgebäude in ein Café umfunktioniert. Der große Saal, nach oben an der Autobahnbrücke endend, grenzt ans Gebäude und ist der erste Konzertsaal aus Bierkästen den ich sehe. Irre.

Stanica in Zilina.
Hauptprogrammpunkt des Abends eine Film-Doku von und über zwei junge Skater und ihrer Reise quer durch die USA, von einem Skatepark zum nächsten. Diashow zum selben Thema folgt, moderiert von den beiden, dann sind wir dran. Ozzmond erst, dann Mäkkelä. Jeweils eine gute halbe Stunde. Das sehr junge Publikum geht völlig ab. Ich verstehe eigentlich gar nichts mehr. Meine Stimme gerade noch fast völlig weg meldet sich wieder zurück. Es ist einer der wildesten Abende der Tour. Acoustic Punkrock. Merch geht wie geschnitten Brot. Nach uns spielen die Skater-Jungs einen völlig anarchischen Trash-Folk-Jugband Gig. Sie nennen es selbst: Skate-Folk. Klar. Ozzmond und ich kringeln uns, liegen fast unterm Tisch.
Und Zilina macht auch keine Ausnahme. Auch hier schließen sich Kreise. Nach der Show meint ein Typ "Hey, ich kenn Deine Stimme, ich hab Dich schonmal gehört. Bist Du aus Brighton?" "Nee, aber ich hab da paar mal gespielt, in so 'ner finnischen Bar." "In den Lanes?" "Ja." "Gibt's doch nicht. Dann hab ich Dich im Northern Lights gesehen." Offenbar ist hier der ideale Treffpunkt für isländisch-slowakische und finnisch-deutsche Mixed-Breeds.

Später stellt sich heraus die Skater-Kids sind eigentlich aus Spisska Nova Mes, wo wir morgen spielen. "Wir kommen morgen da hin. Ihr wart super!" Mal sehen wie ernst das zu nehmen ist. Sind immerhin drei Stunden Fahrt. Wir übernachten bei Dasa und Susa, den Organisatoren und sind fertig und glücklich. Guter Abend.

Unterwegs nach Spisska Nova Mes

Spisska Nova Mes. Ziemlich östlich gelegen am Fuß der hohen Tatra. Beeindruckende Bergkulisse auf der Anreise. Hier kommt nicht mehr viel. Nach Osten noch Presov, dann die Ukraine, nach Norden Zakopane, dann Krakau. Das MisMas ein kleines Cafe. Wir spielen mit Cascabel, der Band unseres Bookers Lukas. Es wird richtig voll. Unsere Skater kommen tatsächlich. Cascabel spielen akustischen Hardcore mit ausgefuchsten Gitarren-Arrangements. Ozzmond gibt Vollgas, das Publikum begeistert. Irgendwer sagt mir: "Du musst REASON spielen und GOOD FRIDAY! Sind meine Faves." Manchmal vergesse ich das es YouTube und Bandcamp gibt... Trotzdem überrascht es mich immer wieder als Singer/Songwriter von einem Punkrock/HC Publikum abgefeiert zu werden. Fühlt sich vielleicht auch deshalb speziell an.
Café MisMas, Spisska Nova Mes/SK

Guter Laden, gute Leute hier im östlichsten Club dieser Tour. Ab morgen geht es südwärts. Zuerst nach Wien das Supersense ansehen, evtl. was aufnehmen, dann Graz am Dienstag, Ferrara in Italien am Donnerstag und dann, endlich mal vier dringend nötige Tage off in Florenz und im Piemont.

Für das Roadtracks Magazin geschrieben, findest Du bis Dezember 2015 in diesem Blog Nachrichten, Wasserstandsmeldungen, Befindlichkeitsnachweise und vermutlich auch den einen oder anderen Link aus der etwas unkalkulierbaren "On Tour"-Parallelwelt von Mäkkelä's Tour zu seinem am 4. September veröffentlichten Album "Last Of A Dying Breed". Alle kommenden Konzerttermine auf maekkelae.com.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen